Weser-Kurier - Bremer Wirtschaft

Aufgrund der Coronavirus Krise konnte Lisa Boekhoff, Redakteurin des Wirtschaftsressorts beim Bremer Weser-Kuriers, den Designer leider nicht persönlich in seinem Studio besuchen. Sie führte ihr Interview mit Jannis Ellenberger daher am Telefon durch.

 

 

VOM STRICH ZUM STUHL  –  Lisa Boekhoff, 22.03.2020

Die Entwürfe des Möbeldesigners Jannis Ellenberger sind gefragt – und ausgezeichnet. Sein „Nordic Space Bett“ ist der Bestseller im Onlineshop des Bremer Unternehmers.

Es dürfte nicht viele Unternehmer geben, die ihrer Kundschaft Einblick ins eigene Schlafzimmer gewähren. Jannis Ellenberger ist die Ausnahme. „Da habe ich keine Skrupel“, sagt der Möbeldesigner. Ellenberger nächtigt in einem seiner Entwürfe: Das „Nordic Space Bett“ ist der Renner in seiner Kollektion. Der Clou? Die Kopflehne mit Stoffbezug: in Balticblau, Moosgrün, Natur, Sepiabraun oder Warmgrau. Wenn jemand das Modell sehen möchte, lädt Ellenberger hin und wieder eben zu sich nach Hause ein.

Dabei will es der Designer eigentlich vermeiden, eigene Kreationen daheim aufzustellen. „Das gelingt mir natürlich nicht immer. Das ist eine Berufskrankheit.“ Es sammle sich dann doch viel an. Friedhof der Prototypen – so habe es eine Journalistin mal genannt. Das sei ganz passend. Und wie kam das begehrte Bett zu ihm? Wie es sich darin schläft, das habe er einfach für ein paar Nächte ausprobieren wollen, um mitreden zu können. Es blieb. „Meine Frau wollte es nicht wieder rausrücken.“

Über seinen Onlineshop verkauft Ellenberger Nachtische, Schränke und Betten – im Jahr etwa 200 „Nordic Space“. Weil handwerklich produziert werde, könnten es auch gar nicht wesentlich mehr sein. „Das wollen wir gar nicht. Weil uns das Regionale, vor allem vor dem Hintergrund der Klimafreundlichkeit, wichtig ist.“ Dazu gehörten kurze Transportwege und die Verarbeitung von Naturmaterialien. „Wenn man große Stückzahlen produziert, muss man immer Kompromisse eingehen und kann das nicht so konsequent durchziehen wie wir das jetzt tun.“ Überhaupt sei dies der Grund, weshalb er 2013 den Onlineshop und die eigene Kollektion aufgebaut habe neben seiner Tätigkeit als Designer für andere Firmen. „Da habe ich alles selbst in der Hand: von der Holzernte bis zum Verkauf an den Kunden.“

Ellenberger kam eigentlich zum Studium nach Bremen, machte dann doch aber erst eine Tischlerlehre um im Anschluss Design zu studieren. Durch Aufträge lernte er Fertigungen in Oberfranken kennen. „Die Idee war relativ naheliegend, dieses Netzwerk zu nutzen und eigene Möbelkollektionen produzieren zu lassen.“ Die Region habe eine starke Tradition im Möbelbau, es gebe viele handwerkliche Betriebe, das Holz komme aus dem Spessart und werde vor Ort verarbeitet. „Das ist das Schöne. Auch der Logistikpartner sitzt nur ein paar Dörfer weiter und liefert von dort zum Endkunden nach Hause.“

Wenig Nachfrage in Bremen

Die meisten Kunden kämen aus den Großstädten. Hotspots seien Hamburg, Berlin, München. „Wir sind natürlich für designorientierte Kunden interessant.“ Ein Fünftel des Umsatzes geht allein auf die Schweiz zurück. In Bremen gebe es bisher wenig Nachfrage. Dort hat Ellenberger sein Designstudio, wo er auf Wunsch wechselnd Stücke zeigt.

Ellenberger beobachtet derweil, dass sich am Verhalten der Kunden etwas verändert. „Die Hemmschwelle wird immer geringer, ein Möbelstück online zu bestellen. Das ist ein eindeutiger Trend.“ Und wenn der Schrank doch nicht gefällt, ließe er sich auch zurückschicken. Bisher hat es aber nur eine einzige Retoure gegeben – Ellenberger sieht das als Bestätigung. Ansonsten könne er verstehen, dass Kunden die Möbel sehen und anfassen wollen: „Das Wort begreifen hat nicht ohne Grund etwas mit der Hand zu tun.“

Gibt es auch Möbel, die er nicht gestalten mag? „Ganz im Gegenteil“, sagt Ellenberger. „Das macht den Job so spannend, dass es immer wieder neue Sachen sind.“ Für Friesland Porzellan aus Varel hat er sogar schon ein Teeservice entworfen – mit Holz. Firmen buchten ihn auch deshalb, weil er als externer Designer ständig über den Tellerrand hinausschaue, neue Materialien und Fertigungsmethoden ins Spiel bringe.

Wenn er einen Auftrag bekomme, müsse er sich aber in erster Linie auf das Unternehmen einstellen. „Ich muss mich sehr in das Sortiment eines Auftraggebers reinfühlen.“ Schließlich könne er auch nichts entwerfen, was später in Konkurrenz zu anderen Produkten des Unternehmens stehe. Und zugleich versucht der Bremer, seine Philosophie einzubringen: Möbel nachhaltig zu entwerfen. „Da habe ich als Designer schon auch eine Verantwortung.“ Sicher könne er keinen Konzern umsteuern, aber Anstöße geben und an Stellschrauben wie Material und Gewicht drehen.

Messen sind Dreh- und Angelpunkt

Seine Kunden lernt Ellenberger auf Messen kennen. Dort habe er auch seinen Hauptauftraggeber aus den USA getroffen: „Solche Messen sind Dreh- und Angelpunkt.“ Wegen des Coronavirus ist nun allerdings die weltweit wichtigste Möbelmesse in Mailand zunächst abgesagt. Im Onlineshop wirkt sich der Coronavirus ebenfalls ganz konkret aus: „Die Leute haben andere Sorgen als Betten zu bestellen. Die Umsätze sind eingebrochen.“

Welches Möbelstück ist ihm das liebste? Auf welches ist er besonders stolz? Ellenberger erklärt, mit der Zeit habe man einen recht nüchternen Blick auf die Dinge. „Wenn man als junger Designer loslegt, ist man wahnsinnig stolz, wenn ein eigenes Produkt auf den Markt kommt.“ Nun sei aber die schönste Bestätigung, wenn ein Möbelstück gekauft werde und den Menschen Freude bereite: „Das ist mir mit dem ‚Nordic Space Bett‘ offensichtlich ganz gut gelungen.“

Der Auftrag dazu kam einst von seinem Kunden aus den USA, mittlerweile vertreibt es der Designer auch selbst. Ellenberger gewann mit dem Bett aus Spessartholz schließlich den European Product Design Award in Gold und den Green Product Award.

Der Designprozess sei dabei eine Art Pingpongspiel: Immer wieder gehe es mit Ideen und Mustern hin und her. Es könne ein bis zwei Jahre dauern, bis ein Möbelstück fertig sei. Seinen Anfang hat die Sache in Jannis Ellenbergers Designstudio in Bremen: „Ich mache den ersten Strich auf einem Blatt Papier.“

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